Wenn Weihnachten das Feste der Liebe ist –
sollten wir doch eigentlich jeden Tag Weihnachten feiern.
<< Download – Dankesschreiben >>
Heiligabend schon wieder Vergangenheit. Erst jetzt endlich Zeit und vor allem Muse eine kleine Zusammenfassung von unserem heiligen Abend zu schreiben und von den Dingen die damit verbunden einfach passiert sind.
Gerne würden wir jeden persönlich anschreiben, beim Lesen der „Spendernamen“ wurde uns sehr bewusst, dass ein Großteil Gast in unserem Haus war. Bitte sehen Sie es uns nach, dass wir von einem persönlichen Brief Abstand nehmen. Und trotzdem wünschten wir uns, dass jeder diese Zeilen für sich persönlich geschrieben liest.
Liebe wunderbare Menschen,
DANKE – vielen, vielen Dank – mehr können wir eigentlich nicht sagen!
Vor etwas mehr als drei Wochen habe ich abends hier gesessen und den Spendenaufruf aus-gesendet. Gefühlte zwei Minuten nach dem Versand, kamen schon die ersten Antworten – da kam dann schon Freude auf… die Gänse konnten gekauft werden. Am nächsten Tag noch schnell alle Kontakte angerufen mit der Hoffnung die Presse schreibt einen kleinen Bericht, beim Autovermieter, Bäcker, Verleiher, Lieferant, mit der Hoffnung, hier noch die ein oder andere Dienstleistung, Vergünstigung oder Spende zu erhaschen – die Resonanz durchweg ohne Ausnahme – GROSSARTIG!!!
Die Resonanz bei den finanziellen Spenden – NICHT IM TRAUM HÄTTEN WIR DAMIT GERECHNET…
Wir sind noch nicht ganz fertig mit der Buchhaltung, können aber jetzt schon sagen, dass mit Ihrer Unterstützung ein Betrag von über
27 000,00 EUR
zusammengekommen ist. Scheckübergabe mit dem genauen Betrag erfolgt in der nächsten Woche. Das ist einfach unfassbar… – auf diesem Wege ein großes DANKESCHÖN, für das auch uns damit entgegengebrachte Vertrauen. Wie mit dem Geld verfahren wird, darauf werde ich am Ende des Briefes zurückkommen – jetzt erst einmal die Geschichte vom Heiligabend in der Halskestraße und…
Nachdem wir bereits am 23ten einen zur Verfügung gestellten VW Bus (Privatleihgabe) mit ca. 500 Brottüten (die Abgabe von Taschen gefüllt mit gepackten Brottüten nahm kein Ende), Obstkisten und Getränken bepackt hatten, wurde am Morgen des 24ten ein großer Sprinter (DANKE für das spontane zur Verfügung stellen an die Fa. Hintelmann) mit Dekoration, Equipment aber vor allem natürlich mit dem Weihnachtsessen beladen. Um 13.00 Uhr kam dann noch eine riesengroße Lieferung von Bäcker Schlüter (wow, das war ganz schön viel) hinzu. Danke an Herrn Martens und die Harms „Zwillinge“ für Fahrdienst und Packhilfe.
Gegen 15.00 Uhr trafen wir in der Halskestraße ein. Nach kleinen Schwierigkeiten mit der Strom-versorgung der großen Öfen (brauchten wir für die Gans), Eindecken der Tische, Dekorieren und das Vorbereiten der Ausgabe, wurde um 19.30 Uhr die Tür zum Speisesaal geöffnet. Erwähnt sei, dass nicht nur wir als Familie vor Ort waren. Danke an Elisabeth und Vincent – ganz großes Kino – bin schon sehr stolz auf Euch …Clemens – Chapeau!!! – mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen… danke, dass Du mein Aufstocken von 100 auf 300 (350) Portionen ermöglichst hast, Ines und Martin (Retter der Strom- und Wasserversorgung) ein befreundetes Ehepaar, Alex, ein Freund unserer Kinder und Pia (Pia kannten wir nicht, Pia kam einfach spontan vorbei, weil sie helfen wollte – so gut, dass sie da war, am Ende wurde dann doch jede Hand gebraucht, zudem konnte sie als Kranken-schwester gleich medizinischen Beistand leisten…).
Und dann kamen alle zum Weihnachtsessen. Es war schon ein Erlebnis wie dankbar und geduldig alle ihr Essen in Empfang nahmen. Wir waren ganz schön beschäftigt, trotzdem konnten wir mit so vielen sprechen und es war so schön zu erleben, wie sehr sich doch alle über ein liebevoll gekochtes Essen freuten, welches auf Geschirr mit Besteck an einem gedeckten Tisch eingenom- men wurde. Es gab auch irritierte Blicke, zurückhaltende und fragende, ob man sich denn alles nehmen dürfe, was sonst noch so auf dem Tresen stand… Obst, Joghurt, Säfte und…. die Butterbrottütchen – das wird das Wort des Jahres bei uns ;-))
Es war ein Kommen und Gehen, da in den Speiseräumen immer nur ca. 60 Personen gleichzeitig essen konnten. Gegen 22.30 Uhr waren wir mit dem Essen durch.
„Übergebliebenes“ Obst, Gebäck, Brot, Kakao, wurde für das Frühstück am 25ten beiseite gestellt. Dann ging es ans Aufräumen, immer wieder kam jemand rein und bedankte sich für den schönen Abend und es war auch mit einigen ganz schön lustig. Mit einigen war es aber auch traurig – da wird man ganz schön demütig. Es geht uns so gut….
Nachdem noch 40 Portionen Gans für die Nachtbummler vorbereitet wurden, waren immer noch ca. 80 Portionen über (Clemens hatte natürlich großzügig vorbereitet am Ende hätten wir 350 Personen satt bekommen). Statt der angekündigten 300 waren ca. 240 Personen am Abend anwesend. Erfahrungsgemäß (lt. Betreuer) trudeln im Laufe der Nacht auch noch der „Rest“ der Nachtbewohner ein. Nachdem Kälte- und Mitternachtsbus nach Rücksprache versorgt waren, packten wir alles „Übriggebliebene“ ein, räumten auf, putzen und fuhren dann gegen 00.00 Uhr Richtung Pik Ass (Gemeinschaftsunterkunft für Obdachlose).
Dort wurden wir schon erwartet, es gab zwar Brötchen und Brot (wir waren schon beschämt, als wir bei Ankunft sahen, dass das wirklich alles war…), aber die Menschen dort hatten bis dato noch nichts Warmes zu essen bekommen. Gemeinsam mit den Betreuern wurde also Gans mit Beilagen (alles noch heiß in Boxen), Obst und Getränke ausgeladen und den Bewohnern angeboten. Wie auch in der Halskestraße, wurde das dankbar und auch ein wenig ungläubig angenommen. Hier kam dann noch mehr Demut auf. Ich möchte hier nicht auf alles eingehen und auch nicht dramatisieren, ich denke, jeder weiß, dass nach dem Pik Ass nicht mehr viel kommt. Man verzeihe mir meine Wortwahl.
Das hat uns schon sprachlos werden lassen. Nicht, dass wir unsere Augen den Rest des Jahres verschließen, wir wissen alle was los, aber wenn man es dann doch ganz nah sieht, bedrückt es schon sehr. Bedrückend vor allem mit dem Wissen, dass die Zahl derer, die sich ein „normales“ Leben leisten können immer geringer wird und die Obdachlosenhilfe zukünftig viel mehr Aufmerksamkeit benötigt.
Es gibt viele Ehrenamtliche, die sich verantwortungsvoll und rührend um die Menschen kümmern. Das ist großartig, aber von lieben Worten wird der Hunger leider nicht gestillt.
Summa Summarum, haben wir gemeinsam mit IHRER Unterstützung zumindest an diesem Abend einigen Menschen zeigen können, dass sie nicht ganz vergessen sind.
Wir kümmern uns schon seit Jahren nicht nur zur Weihnachtszeit um die Versorgung von obdachlosen Menschen. Immer im Verborgenen, nie für so viele Menschen und daher auch – bis auf 2020 – immer ohne Spendenaufruf. Es war uns also in keinster Weise bewusst, welche Summe durch den Aufruf zusammenkommen würde.
Und damit bin ich wieder beim Anfang des Briefes angekommen.
Unser Spendenaufruf galt dem Weihnachtsessen in der Halskestraße, selbstverständlich für uns, dass wir darüber informieren möchten, was mit der „Restsumme“ passiert.
Wir würden mit dem Geld gerne das Winternotprogramm bis zu seiner Beendigung im März unterstützen. Wochenlieferungen mit Obst und Saft wären auf jeden Fall möglich und wären auch gewünscht. Aber auch damit wäre das Geld noch nicht verbraucht – sag ich jetzt mal vorsichtig! Wir verstehen zu handeln und der ein oder andere Lieferant wird uns vielleicht bei den Preisen entgegenkommen, wenn er über die Verwendung unterrichtet wird.
Mit der Bereichsleitung und dem Förderverein werden wir dies detailliert besprechen. Zudem haben wir erfahren, dass es oftmals an Dingen fehlt, die weder über soziale Einrichtungen noch über Leistungen seitens der Behörde zur Verfügung stehen. Da würden wir gerne mit ihren Spenden unterstützen, wobei der Schwerpunkt darauf liegen soll, dass die Menschen mit nahrhaften und gesunden Lebensmitteln versorgt werden. Das möchten wir aber nicht ohne ihre Zustimmung. Das Bearbeiten der Zustimmung wäre – so hoffen wir doch – eine zeitaufwändige Angelegenheit und daher bitte wir Sie, sollte ihre Spende NICHT dafür verwendet werden um kurze Nachricht. Das hört sich sicherlich ein wenig seltsam an, jedoch schätzen wir das uns entgegengebrachte Vertrauen sehr und tragen Sorge für eine transparente Verwendung des Geldes.
Das war unserer kleine Weihnachtsgeschichte, berührt von den Eindrücken, Gesprächen und von dem was so oft im Verborgenen bleibt bedanken wir uns nochmals für die Großzügigkeit, die angebotene Hilfe, die lieben Worte und für die liebevoll gepackten Brottüten….hier auch nochmal ein Danke an all die liebe Bäckerinnen und Bäcker.
Ihnen und ihren Familien auf diesem Weg die besten Wünsche für ein gesundes, glückliches, gerechteres & FRIEDLICHES 2023
Herzlichst,
Die dankbaren Fabers
<< Download – Dankesschreiben >>